Hinschauen statt Wegschauen
Inhalt

F&F in der Schule: Verpflichtung oder nice-to-have?

Wissen Sie, was Sie tun können, wenn Sie merken, dass ein Schüler * eine Schülerin Probleme hat?

Falls ja, hat womöglich Ihre Schule eine gemeinsame Strategie entwickelt, die das Hinschauen und Handeln unterstützt.

Falls nein, wäre für alle Beteiligten sinnvoll, wenn Ihre Schule eine solche Strategie entwickeln würde. Das würde Sinn machen, für die Betroffenen ebenso wie für alle Beteiligten. Versetzen Sie sich beim Lesen der kurzen Fallbeispiele von Marc und Anna in die Rolle ihrer Lehrperson.

Marc (14), ein aufgeweckter, interessierter Junge, verhält sich seit zwei, drei Wochen anders. Sie beobachten, dass er ruhiger geworden, still und in sich gekehrt ist. Im Unterricht beteiligt er sich kaum. Das beschäftigt Sie. Sie wissen nicht recht, wie Sie sich Ihre Beobachtungen erklären können. Sie fragen sich, ob Sie etwas tun sollen? Auch, ob das Ihre Aufgabe ist, der Sache nachzugehen. Auch, ob das nicht ein Eindringen in die persönliche Sphäre des Schülers ist. Sie wissen, dass einzelne Ihrer Kolleginnen und Kollegen in ähnlichen Situationen, das Gespräch suchen, andere hingegen wegschauen. Sie sind ratlos.

Anna (15), Schülerin an einer anderen Schule, zeigt ähnliche Symptome wie Marc. Ihr Verhalten verändert sich plötzlich. Sie nehmen dies wahr und können es sich nicht erklären. Eine ehemals wache und interessierte Schülerin verhält sich zunehmend launenhaft, oft auch apathisch. Sie wissen, dass es wichtig ist, solche Wahrnehmungen ernst zu nehmen. Das Schulentwicklungsprojekt F&F (Früherkennung und Frühintervention) Ihrer Schule hat Sie dafür sensibilisiert. Für Sie ist heute klar, dass Sie mit Anna das Gespräch suchen. Sie wollen Ihr zu verstehen geben, dass die beobachtete Veränderung Sie besorgt und dass Sie deshalb mit Ihr das Klärungsgespräch suchen.

Ist Ihre Schule mit Problemen dieser Art konfrontiert?

Schüler*innen in Schwierigkeiten oder Krisen zeigen oft Verhaltens- und Haltungsänderungen, die als unbewusste Hilferufe interpretiert werden sollten.

Es ist wichtig, diese Signale wahrzunehmen und gezielt zu handeln, wie es das F&F-Konzept an Schulen vorsieht.

F&F fördert ein systematisches und gezieltes Vorgehen, das auf frühzeitiges Erkennen und Intervenieren abzielt. Es bietet betroffenen Jugendlichen frühzeitig Unterstützung, um ihnen zu helfen, wieder Stabilität zu finden.

F&F definiert klare Verantwortlichkeiten und koordiniert die Zusammenarbeit aller Beteiligten. Es ist ein Schulentwicklungsprojekt, das die gesamte Schule betrifft und über die Verantwortung einzelner Lehrkräfte hinausgeht.

Ist Ihre Schule mit Problemen dieser Art konfrontiert?

Oder kennt Ihre Schule Probleme dieser Art nicht?

Überprüfen Sie die Situation an Ihrer Schule bezüglich Verhaltensauffälligkeiten bei Schülerninnen.

Fragen Sie sich selbst, Ihre Kolleg*innen und anderes Schulpersonal, mit welchen Auffälligkeiten sie in den letzten zwei Jahren konfrontiert waren und wie darauf reagiert wurde.

Eine Fachperson kann unterstützen, indem sie Gruppeninterviews oder Umfragen durchführt, um die Verhaltensauffälligkeiten und die Reaktionen darauf zu erfassen. F&F bietet eine bewährte Methode, um diese Probleme langfristig, nachhaltig und präventiv zu lösen.

Oder kennt Ihre Schule Probleme dieser Art nicht?

Der Fall Claudia: Gut gemeint ist nicht genug.

Die Turnlehrerin Frau Bachmann bemerkt Verhaltensänderungen bei Claudia und bespricht ihre Beobachtungen mit dem Klassenlehrer Herrn Brand.

In einem gemeinsamen Gespräch vertraut sich Claudia den Lehrpersonen an und berichtet von Übergriffen durch ihren Onkel. Herr Brand reagiert emotional und drängt Claudia zur Anzeige.

Dies führt zu einer unerwarteten Wendung, als Claudia die Anzeige zurückzieht und stattdessen Herrn Brand beschuldigt.

Dieser Fall betont, dass Lehrpersonen in solchen Situationen leicht überfordert sein können und Unterstützung benötigen, um angemessen zu reagieren. Es wird darauf hingewiesen, dass gut gemeinte Interventionen ohne entsprechende Vorbereitung kontraproduktiv sein können.

Gut gemeint ist nicht genug!

 

Patronat
Autor/-in
Silvio Sgier
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