Wenn Sie von häuslicher Gewalt betroffen sind, Gewalt ausüben oder davon wissen, erklärt Ihnen feel-ok.ch, wie Sie die Gewaltspirale beenden können, warum Sie es tun sollten und wer Ihnen dabei hilft.

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Diese Artikel interessieren die Eltern: «Streit oder Gewalt?», «Für Gewaltbetroffene: Gewalt in Familien hat immer Folgen für die Kinder», «Für Gewaltausübende: Nehmen Sie Ihre Verantwortung wahr», «Betroffene von Gewalt unterstützen» und «Kinder stärken».

Themenübersicht

Wenn Sie Gewalt in Ihrer Beziehung erfahren, ausüben oder von Gewalt in einer Beziehung wissen, stehen Ihnen und Ihren Kindern vertrauenswürdige Unterstützungsangebote zur Verfügung.

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Streit oder Gewalt?

Streit gehört zum Zusammenleben. Wenn sich die Beteiligten auf Augenhöhe begegnen und respektieren, ist man weit von Gewalt entfernt. Erniedrigung, Einschränkung der Freiheit, seelische und körperliche Verletzungen oder der Zwang zu unerwünschten Handlungen sind dagegen Zeichen von Gewalt.



Fakten zu «Gewalt in Beziehungen»

Wichtige Informationen zum Themenkreis «Gewalt in Beziehungen» sind:

  • Gewalt entsteht zwar meistens in Konflikten. Trotzdem ist ein Konflikt oder Streit längst nicht immer gewaltvoll. Man kann auch fair streiten (Details...).
  • Gewalt in Beziehungen verläuft oft nach einem ähnlichen Muster. Dieses Muster nennt man die Gewaltspirale (Details...).
  • Gewalt ist nicht nur körperlich. Es gibt andere Formen von Gewalt, die oft schwieriger zu erkennen sind (Details...).
  • Gewalt kommt in homosexuellen Beziehungen genauso vor wie in hetero- oder bisexuellen Beziehungen. Gewalt in Beziehungen kommt unter reichen Menschen genauso vor wie unter weniger reichen Menschen.
  • Frauen sind statistisch häufiger von Gewalt betroffen als Männer. Aber auch Männer können Gewalt in ihrer Beziehung erfahren. 
  • Männer üben statistisch häufiger Gewalt aus als Frauen. Aber auch Frauen können in ihrer Beziehung gewalttätig sein.
  • Körperliche, sexuelle und bestimmte Formen von psychischer Gewalt, wie schwere Drohung sowie Nötigung sind gesetzlich verboten und in Partnerschaften ein so genanntes Offizialdelikt. Das bedeutet: Wenn die Polizei von solcher Gewalt in einer Partnerschaft erfährt, ist sie verpflichtet, ein Strafverfahren zu eröffnen.

Streit oder Gewalt?

Streit gehört zum Zusammenleben. In Beziehungen treffen oft unterschiedliche Arten zu streiten aufeinander. Wenn Meinungsverschiedenheiten zwar hitzig aber auch fair diskutiert werden, können die Kinder viel Positives daraus lernen. Zum Beispiel:

  • Dass man Probleme und heikle Themen ansprechen, ernst genommen und gehört werden kann.
  • Dass es okay und wichtig ist, für sich selbst einzustehen.
  • Dass die andere Person okay ist, auch wenn sie nicht meiner Meinung ist.
  • Dass man unterschiedliche Meinungen haben und sich trotzdem gernhaben kann.
  • Dass es interessant ist, unterschiedliche Meinungen zu haben.
  • Dass man gemeinsame Lösungen finden kann.
  • Dass man sich wieder versöhnt.

 

Wenn der Umgang in der Familie jedoch zu körperlichen und seelischen Verletzungen führt, ist eine wichtige Grenze überschritten. Diese Grenzen verlaufen nicht für alle Menschen am genau gleichen Ort. Es ist also wichtig, gut auf sich selber zu hören und für sich die Frage zu beantworten: 

  • Fühle ich mich noch wohl und sicher mit dieser Art von Streit? 
  • Habe ich den Eindruck, dass mein Partner/meine Partnerin und ich in diesem Streit gleichwertig sind? Dass beide Meinungen zählen und wir uns auch gegenseitig zuhören können?
  • Habe ich den Eindruck, dass wir beide im Streit fair und respektvoll miteinander umgehen?

  • Wenn Sie obige Fragen mit «eher Nein» oder «Nein, gar nicht» beantworten würden, dann sollten Sie Ihr Konfliktverhalten verändern und Unterstützung holen. Hier finden Sie hilfreiche Adressen und in diesem Artikel können Sie sich informieren.

«Wehret den Anfängen» oder: Wie Gewalt beginnt

Am Anfang einer Beziehung steht fast immer eine grosse Verliebtheit. 

Gewalt in einer Partnerschaft ist meistens ein schleichender Prozess, der fast unmerklich beginnt. Das macht es für Betroffene so schwierig, die Gewalt zu erkennen. Gleichzeitig ist es gerade deshalb wichtig, so früh wie möglich zu reagieren.

Meistens beginnt die Gewalt damit, dass eine Person eine Art Kontrolle über die Beziehung ausübt. Diese Person begegnet ihrer Partnerin/ihrem Partner nicht mehr auf Augenhöhe, sondern versucht, sie oder ihn herabzusetzen, um so die eigenen Interessen durchzusetzen. 

  • Das Herabsetzen kann durch Worte passieren, indem z.B. gedroht, gedemütigt, blossgestellt, beleidigt und erpresst wird.

  • Das Herabsetzen kann aber auch dadurch passieren, dass der Partnerin/dem Partner der Zugang zum gemeinsamen Geld verweigert wird. Oder indem ihr/ihm der Kontakt zu bestimmten Personen verboten wird. Oder indem sie/er nur zu bestimmten Zeiten aus der Wohnung oder nur bestimmte Orte besuchen darf. Diese Art von Gewalt nennt man psychische Gewalt (Details...).

  • Körperliche Gewalt, wie die andere Person schlagen, treten, stossen, mit Gegenständen verletzen und bewerfen usw. tritt oft erst später auf – nachdem eine gewisse Hemmschwelle überschritten wird.

  • Häufig erleben Betroffene von Partnerschaftsgewalt auch sexuelle Gewalt. Das bedeutet: Die Person wird zu sexuellen Handlungen gedrängt oder gezwungen.

Die Gewaltspirale

Die Gewalt folgt oft von Beginn an einem bestimmten Muster. Dieses Muster nennt man die Gewaltspirale:

Die Gewaltspirale. 1.Eine Person ist aggressiv. Sie setzt verbale oder körperliche Gewalt gegen die Partnerin/den Partner ein. 2. Die Person hat ein schlechtes Gewissen, entschuldigt sich und verspricht, es nie wieder zu tun. 3. Die Liebe ist wieder da. Das Paar lebt friedlich zusammen. 4. Spannungen bauen sich auf. Es kommt wieder zum Streit. Fazit: Oft wird die Gewalt von Mal zu Mal schlimmer, die Abstände zwischen den 4 Phasen werden kürzer.

Es ist sowohl für die gewaltausübende Person als auch für die gewaltbetroffene Person schwierig, diese Spirale ohne Hilfe zu beenden. Und die Kinder sind diesem Muster immer hilflos ausgesetzt. Hier erfahren Sie mehr darüber, wie sich Gewalt zwischen Eltern auf die Kinder auswirkt und was Kinder stärkt

Körperliche, psychische und sexuelle Gewalt

Gewalt meint aggressives Verhalten mit dem Ziel, eine andere Person zu verletzen, zu schädigen oder zu kontrollieren. Man unterscheidet drei Formen von Gewalt: 

1 | Körperliche Gewalt | Gewalt am Körper

Zur körperlichen Gewalt gehören zum Beispiel: Festhalten, an den Haaren ziehen, grob Packen, Würgen, Schubsen, Stossen, Treten, ein Bein stellen, Schlagen, Boxen, Ohrfeigen, mit den Fäusten oder mit Gegenständen prügeln, mit Gegenständen bewerfen, Verbrennungen zufügen sowie Angriffe mit Waffen.

Körperliche Gewalt ist oft am Körper sichtbar: Blaue Flecken, Quetschungen, Prellungen, Schnitte, Verbrennungen, Brüche, Blutungen. Solche Verletzungen sollten von einer Ärztin oder einem Arzt untersucht werden. Vor allem um innere Blutungen und Organverletzungen ausschliessen zu können. Aber auch als «Beweis» für die Gewalt. 

2 | Sexuelle Gewalt | Gewalt durch sexuelle Handlungen

Zur sexuellen Gewalt gehören alle Formen von übergriffigem Verhalten, die im Bereich der Sexualität stattfinden. Mit «übergriffig» ist gemeint: Das Verhalten ist nicht von beiden Personen gewünscht. Die gewaltausübende Person missachtet die Abwehr und die Grenzen der anderen Person. Die gewaltausübende Person drängt ihre Handlungen der anderen Person auf und/oder zwingt die andere Person zu bestimmten Handlungen.

Sexuelle Gewalt reicht von anzüglichen Bemerkungen und Blicken über die Partnerin oder den Partner zu sexuellen Handlungen zwingen bis zu Vergewaltigung. Sexuelle Gewalt ist meistens nicht sichtbar und wird von Betroffenen häufig nicht angesprochen.

3 | Psychische Gewalt | Gewalt mit Worten

Körperliche und sexuelle Gewalt treten häufig zusammen mit psychischer Gewalt auf. Psychische Gewalt kommt dagegen oft auch ohne körperliche oder sexuelle Gewalt vor. Psychische Gewalt kann zu Hause und auch "auswärts" vor anderen Menschen passieren.

Zur psychischen Gewalt gehören zum Beispiel Beschimpfen, Gemein sein, Beleidigen, Verspotten, Abwerten, Demütigen, Einschüchtern, Unterdrücken, Benachteiligen, Missachten, Kontrollieren, Auflauern, zu Hause einsperren, Kontakte verbieten sowie Drohen, Erpressen.

Psychische Gewalt ist oft schwierig zu erkennen, da sie keine sichtbaren Verletzungen hinterlässt. Die unsichtbaren, seelischen Verletzungen der psychischen Gewalt tun jedoch genauso weh.

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